12.12.2024

Zukunft gestalten: Situational Analysis in der Organisationsentwicklung

Ressourcenknappheit und radikalen Umbrüchen. Politische, regulatorische, technologische, ökonomische, ökologische, generationale und kulturelle Veränderungen wirken nicht nur gleichzeitig, sondern verstärken sich gegenseitig. Diese Dynamik führt zu einer ungewissen Zukunft, in der Organisationen oft den Überblick verlieren und sich die bestehenden Erfolgsrezepte als unzureichend erweisen. Themen wie Klimawandel, Fachkräftemangel oder der Umgang mit künstlicher Intelligenz polarisieren und verlangen neue Denk- und Handlungsweisen.

 

Perspektiven entwickeln: Ein experimenteller Workshop

Vor diesem Hintergrund luden wir (Josef M. Weber und Bernhard Böhm) im Oktober 2024 Führungskräfte und Organisationsentwickler:innen ein, die Zukunft von Organisationen durch die Linse der Situational Analysis zu betrachten. Diese von Adele Clarke entwickelte soziologische Methode wurde für den Workshop so angepasst, dass Teilnehmende ihre eigenen Arbeitssituationen und deren Zukunftspotenziale analysieren konnten. Ziel war es, die Gegenwart besser zu verstehen und daraus konkrete Handlungsoptionen für eine proaktive Gestaltung der Zukunft abzuleiten.

 

Diskutierte Fragestellungen und Erkenntnisse

Im Zentrum der Diskussion standen Fragen wie:

•    Wie können für Organisationen Verantwortliche ein ganzheitliches Verständnis der gegenwärtigen Lage entwickeln?

•    Welche Auswirkungen haben knappe Ressourcen und radikale Umbrüche auf Führung und Organisationsentwicklung?

•    Welche Managementmethoden sind noch wirksam – und was braucht es, um zukünftige Herausforderungen zu meistern?

 

Konkrete Themen, die von den Teilnehmenden bearbeitet wurden, reichten von sich verändernden Führungsaufgaben und Hierarchien bis hin zur Frage welche Herausforderungen das Thema der Nachhaltigkeit für die Organisationsentwicklung darstellt. Ein zentraler Befund im Bezug auch die Nachhaltigkeit war übrigens der, dass viele Unternehmen Nachhaltigkeit primär als bürokratische Pflicht behandeln. Künftig muss es jedoch darum gehen, sie als Kernprinzip in allen Bereichen der Organisation zu verankern. Ein weiteres Schlüsselthema war die Rolle der künstlichen Intelligenz. Die Diskussion kreiste um die Frage, ob KI als aktiver Mitgestalterin von Organisationen zu verstehen ist oder „nur“ als Werkzeug mit spezifischen Einsatzmöglichkeiten.

 

Situational Analysis: Eine Methode für komplexe Herausforderungen

Die Situational Analysis basiert auf der „Grounded Theory“, die Theorien aus Beobachtungen konkreter Handlungen und Interaktionen ableitet. Der besondere Wert der Situational Analysis liegt darin, komplexe soziale Situationen und deren Kontexte  in einer systemischen Herangehensweise sichtbar zu machen. Durch Mapping-Techniken werden Akteure, ihre Beziehungen und die Arenen ihrer Interaktion analysiert. Für Organisationen eröffnet dies neue Perspektiven und Handlungsoptionen.

 

Im Workshop wurden zwei Mapping-Techniken angewendet:

 

1. Situational Maps: Komplexität sichtbar machen

Kleine Gruppen analysierten konkrete Arbeitssituationen der Teilnehmenden. Auf Flipcharts wurden alle relevanten menschlichen und nicht-menschlichen Akteure (z. B. Technologien, klimatische Faktoren) sowie Diskurse und Ideen festgehalten. Besonderes Augenmerk lag auf den Beziehungen der wichtigsten Akteure. Dieses Vorgehen ermöglichte die Dynamik der Situation besser zu verstehen und den Überblick über komplexe Zusammenhänge zurückzugewinnen.

 

2. Arena der Zukunft: Visionen entwickeln

Im zweiten Teil des Workshops entwarfen die Teilnehmenden eine prototypische Organisation der Zukunft. Hierbei ging es darum, die sozialen Welten zu identifizieren, die künftig in Organisationen eine Rolle spielen, und deren potenzielle Konflikte und Synergien zu beleuchten. Dieser Schritt half, Herausforderungen und Chancen zukünftiger Entwicklungen greifbar zu machen.

 

Fazit: Von der Analyse zur Aktion

Der Workshop zeigte uns eindrucksvoll, wie die Situational Analysis Führungskräften und Organisationsentwickler:innen dabei helfen kann, Orientierung in unsicheren Zeiten zu gewinnen. Durch die strukturierte Analyse komplexer Situationen und die Entwicklung neuer Perspektiven wird es möglich, bereits heute Maßnahmen zu ergreifen, die eine nachhaltige und zukunftsorientierte Entwicklung fördern. Denn die Zukunft beginnt jetzt – und sie verlangt von uns, die Gegenwart aktiv zu gestalten.

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Bernhard Böhm
Josef M. Weber

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